Vortrag

Eine "SCHLÖSSERREISE MÄHREN" wird Programm der Kulturreise 2023

Zur Einstimmung findet ein Vortrag am 11. Jänner 2023, um 18 Uhr, im Gasthaus "Zur Traube" bei freiem Eintritt statt. Referent: Mag. Dr. Gerhard Stadler - Historiker, Buchautor

Dr. Gerhard Stadler war Spitzenbeamter in Wien und danach Direktor einer europäischen Organisation in Brüssel mit dem Arbeitsschwerpunkt internationaler Verkehr. Heute reist er als Hobbyhistoriker „auf rot-weiß-roten Spuren“ vor allem durch Osteuropa und publiziert darüber. 


Die Länder der böhmischen Krone, die 1526 habsburgisch wurden und es bis 1918 blieben, waren ein Schlösserland und zum größten Teil im Eigentum von Adelsfamilien mit Landbesitz von bis zu 200 000 Hektar und mit ca. 2000 Schlössern. Schwarzenberg, Liechtenstein, Clam, Czernin, Salm-Reifferscheidt, Windischgraetz, Thun, Schönborn, Waldstein, Buquoy, Rohan, Fürstenberg, Kaunitz, Dietrichstein, Metternich, Rothschild waren einige der großen Familien von unterschiedlichem Adelsrang, vom Herzog über Fürsten, Grafen bis zum Baron. Dazu kamen die Besitzungen der Klöster und des Malteser- und des Deutschen Orden. Daran änderte sich bis zum Zweiten Weltkrieg wenig, doch bis 1948 wurde der gesamte Großgrundbesitz enteignet. Nach dem Sturz des Kommunismus 1989 wurde nach strengen Kriterien ein kleiner Teil der Schlösser an die früheren Eigentümer restituiert.

Der Reichtum des Adels ergab sich aus Landschenkungen der böhmischen Könige, aus Konfiskationen des Besitzes der evangelischen Stände nach dem Dreißigjährigen Krieg und durch Erbschaften und Käufe. Fideikommisse behinderten die Aufsplitterung der Erbschaft nach dem Tode eines Familienoberhauptes. Die Schlösser dienten den Adeligen zu unterschiedlichen Zwecken: als Residenz der Familie, als Sommer-, Jagd- oder Lustschloss, einem Spleen eines reichen Landedelmannes, als Verwaltungssitz für die Forste, Landwirtschaften und Brauereien, gegen Ende der Monarchie auch als Zentrum der Industrialisierung. Für manche der Schlösser wurden, vor allem im 18. und 19. Jh. , Architekten aus Italien, Bayern oder Wien geholt und große Maler und Stukkateuere erstellten die Ausstattung. Das Barock ist die am meisten vertretene Kunstepoche, jedoch gibt es auch bedeutende Renaissance-, Klassizismus- oder Historismus-Schlösser. In den Weltkriegen erfolgten keine Zerstörungen, so dass manche der Schlösser in dem Zustand besichtigt werden können, in dem sie in den vierziger Jahren verlassen werden mussten. Etwa 200 sind museal mit Führungen zu besichtigen, der Rest wurde zu Ämtern, Behörden, Krankenhäusern und Kinder- und Altersheimen, Gefängnissen.

In dem reich illustrierten Vortrag machen wir einen Streifzug durch diese Geschichte und besuchen einiger Schlösser im Heute.